Neonationalsozialisten (Neonazis)

Ideologie

Neonazis orientieren sich ideologisch am historischen Nationalsozialismus. Ihr politisches Ziel ist ein nationalsozialistischer Staat auf der Grundlage einer „Volksgemeinschaft“, der einem strengen Führerprinzip unterliegt. Ausschluss aller Personen, die nicht als „reine Deutsche“ gelten. Opposition und Meinungsvielfalt werden nicht zugelassen. Neonazis leugnen den Holocaust und glorifizieren die Wehrmacht und SS. Zudem fordern sie ein Deutschland in den Grenzen vor 1938. Passend dazu verwenden sie die Parole „Deutschland ist größer als die BRD“. Personen der NS-Zeit werden verherrlicht, Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß wird als Märtyrer angesehen. Vielfach ist besondere Affinität zu historischen Gegenständen aus dem Dritten Reich und/oder Waffen zu beobachten.

Anlehnungen ans Dritte Reich

Der Gau Essen (1935)

1. Mai Demo des dritten Wegs in Dresden (2019)

Quelle: rheinische-geschichte
https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/gau-essen/DE-2086/lido/57d1279e02abf7.17915209
 

Quelle: Stuttgarter Nachrichten
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.neonazi-aufmarsch-in-plauen-saechsische-landesregierung-steht-massiv-in-der-kritik.03bbbe76-3326-4c5a-b96a-5a8207df6430.html

Neonazis greifen auch aktuelle sozial- und gesellschaftspolitische Themen auf. Problemlösungsvorschläge gemäß völkischem Weltbild mit scheinbar einfachen Antworten.

Bsp.: Personen mit Migrationshintergrund werden für die Arbeitslosigkeit in Deutschland verantwortlich gemacht. Neonazis als „Freie Kräfte“ lehnen grundsätzlich jegliche Kompromisse mit einem demokratischen System ab. Seit einigen Jahren orientieren sich Neonazis dennoch zu neu gegründeten Parteien wie “Der III. Weg” und “Die Rechte”. (weiteres dazu unter Punkt “Parteien”) . Innerhalb der rechtsextremistischen Szene machen die Neonazis den größten Teil des gewaltorientierten Personenpotenzials aus (2019: über 10.000).

Geschichte

Die Neonaziszene entstand in der Bundesrepublik Deutschland Ende der 1960er Jahre und knüpfte an die ideologischen Schwerpunkte des historischen Nationalsozialismus oder bestimmten Teilen daraus an (z.B. linker Flügel um die Brüder Strasser).  In den 1970er und 1980er Jahren erregten sie durch Organisationen wie die Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) sowie Wehrsportgruppen (z.B. um Karl-Heinz Hoffmann) und Parteien wie die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) Aufsehen. Nach der Wiedervereinigung hatten schon bestehende Neonazi-Gruppierungen in der ehemaligen DDR erheblichen Zulauf. An den medienwirksamen Brandanschlägen auf Asylbewerberheime, etc. waren auch Neonazis beteiligt. Die Sicherheitsbehörden erhöhten den Verfolgungsdruck und zahlreiche weitere Gruppierungen aus dem Spektrum der sogenannten Kameradschaften verboten. Die Szene benannte sich “Freie Netze” bzw. “Freie Nationalisten” um. Es wurde versucht, jegliche angreifbare Organisationsstrukturen zu vermeiden. Für die Vernetzung nutzte man zunehmend neue Informations- und Kommunikationswege wie Infotelefone, Mailboxen, Internetforen und Messenger. Die Neonazis  besetzten später auch linke Themen wie die Antiglobalisierung oder sogar den Umwelt- und Tierschutz.  Aktionsformen des linken und linksextremistischen Spektrums wurden kopiert, so dass letztlich bei Demonstrationen “Autonome Nationalisten (AN)” in schwarzen Blöcken mitmarschierten. (Anm.: folgende Erläuterung AN als Link, dann hier aus Text raus. Ggf. Foto)

AN sind durch die schwarze Kleidung, Vermummung, Palästinensertücher, Anstecker mit abgewandelten Sprüchen (Anstelle “Good Night White Pride” wird Slogan “Good Night Left Side” verwendet, ggf Foto) und Basecaps kaum von ihren linksextremistischen Gegnern zu unterscheiden. Diese militanten Szeneangehörigen treten bei öffentlichen Kundgebungen aggressiver als andere Gruppierungen auf und sind regelmäßig an gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Linksextremisten oder eingesetzten Polizeikräften beteiligt. 

Zum Verwechseln ähnlich, aber doch ganz unterschiedlich!

Schwarzer Block (Linksradikaler) 

Quelle: TAZ
https://taz.de/Disput-nach-dem-1-Mai/!5163639/

Aufmarsch von Neonazis

Quelle: Progress
https://www.progress-online.at/artikel/unter-neonazis-eine-stadt-im-ausnahmezustand

Die Szene verwendet häufig versteckte oder abgewandelte Symbole, um die strafbewehrten (§ 86, 86a Strafgesetzbuch) Zeichen und Spruchformeln zu umschreiben.  So werden Zahlenkombinationen wie „18“ (Zahlen bedeuten die entsprechenden Buchstaben nach der Reihenfolge im Alphabet, 18 = „Adolf Hitler“). Erkennungszeichen sind auch Bekleidungen szenetypischer Marken oder Symbole der nordischen Mythologie (Runen, etc.). Diese sind für Außenstehende zum Teil schwer als identitätsstiftende Zeichen zu erkennen. (Weiteres dazu unter Punkt Zeichen und Symbole)

Für den Zusammenhalt haben Kundgebungen auf nationaler (seit dem Jahr 2000 die Trauermärsche anlässlich der Bombardierung Dresdens 1945) wie internationaler Ebene (“Tag der Ehre” in Ungarn immer im Februar) nach wie vor erhebliche Bedeutung. 

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